Das Gesprächs-Niveau in den Profi-Kabinen? Genauso hoch wie bei den Amateuren

Teil 1

Stickerstars-Interview mit Jan Rosenthal

Jan Rosenthal absolvierte 200 Bundesliga-Spiele für Hannover, Freiburg, Frankfurt und Darmstadt. Er war U21-Nationalspieler und kennt die glitzernde Profi-Welt bestens. Nach seiner Karriere kickte „Rosi“ aber auch noch für seinen Heimatklub VfB Oldenburg - aus Spaß am Spiel und Freude am Gemeinschaftsgefühl. Der heute 33-Jährige galt und gilt als reflektierter Typ, der über den Tellerrand hinausschaut. So viel sei verraten: Das tat er auch im Gespräch mit uns!

Stickerstars: Jan, erzähl‘ uns doch zunächst mal von deinen Sammelerinnerungen, beginnend mit deiner Kindheit…

Jan: Zur WM 1994 oder zur EM 96 hatte mich das Sammelfieber erstmals gepackt - wann ganz genau, weiß ich es nicht mehr. Jedenfalls hat quasi jeder in der Schule wild rumgetauscht, egal ob in den Pausen oder heimlich im Unterricht. Später war es dann witzig, sich auf einmal selbst auf einem Sticker zu sehen.

Stickerstars: Und wie haben das deine Bekannten aufgenommen? Jan: Lustige Geschichte am Anfang meiner Karriere: Einmal hat ein Nachbarsjunge bei meiner Mutter geklingelt, um ihr ganz aufgeregt an der Haustür zu erzählen: ‚Schau mal, ich habe gerade den Jan in einer Stickerpackung gefunden‘ (grinst). Mein neunjähriger Neffe ist auch total verrückt nach Stickern. Er war zu meiner Profizeit immer stolz, anderen Kindern seinen Onkel zeigen zu können.

Stickerstars: Mittlerweile zierst du keine aktuellen Sticker mehr, sondern kickst noch ab und an beim VfB Oldenburg. Wenn du deine Profi-Zeit mit den Monaten beim Regionalligisten vergleichst: Was fällt dir als erstes dazu ein?

Jan: Zwar steht Oldenburg zur Schwelle zum Profibereich, trotzdem ist hier bereits alles geschlossener – die Spieler identifizieren sich mehr mit dem Verein, weil es oft ihr Verein ist. Die Bedingungen sind bei Amateurvereinen längst nicht so professionell – dafür sind die Bindungen untereinander umso enger. Teamgeist und Leidenschaft für den Klub sind meist per se da.

Stickerstars: Was war für dich konkret anders im Vergleich zu deiner Profi-Zeit?

Jan: Es wird unter anderem abseits des Platzes mehr miteinander unternommen. Zum Beispiel gemeinsames Grillen oder abends wird gemeinsam etwas trinken gegangen. Wobei das bei Fußball-Profis teils auch der Fall ist…

Stickerstars: Wenn du davon sprichst: Wie viel Amateurfußball steckt eigentlich im Profi-Bereich - zum Beispiel mit Blick auf die Gespräche in der Umkleidekabine?

Jan: Manchmal wird vergessen, dass Fußball-Profis letztlich auch ganz normale junge Menschen sind. In der Kabine wird sich genauso von Frauengeschichten erzählt oder von der letzten Party nach dem Spiel. Vielleicht sogar noch mehr, weil viele Profis ein großes Ego haben und gern gewisse Status-Dinge raushängen lassen. Auch das Niveau solcher Unterhaltungen ist ähnlich „hoch“ wie im Amateurbereich (lacht).

Stickerstars: Okay, wir wissen, was du meinst. Aber sag mal, wie groß ist der Zusammenhalt bei den Profis denn tatsächlich? Gibt’s da einen krassen Unterschied zu Amateurteams?

Jan: Da Fußball der Job der Spieler ist, schaut schon jeder erst einmal auf sich. Gerade wenn es auch um neue Verträge geht, um Prämien und ähnliches, was ja auch gewissermaßen nachvollziehbar ist. Da wird der Gemeinschaftsgedanke schon mal hintenangestellt. Für den potentiellen Erfolg eines Teams gilt jedoch bei den Profis genau dasselbe wie bei den Amateuren: Es geht nur über den Team-Gedanken! Deshalb setzen die Trainer auch extrem viel daran. Damit tun sich dann manche Profis leichter, manche schwerer. Wobei es in Amateurteams ja auch Ausreißer gibt (grinst).

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